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Alternative zur Operation

Medikamentöse Therapie senkt das Schlaganfallrisiko signifikant

Für Patienten, die unter einer symptomlosen Verengung der Halsschlagader leiden, gibt es laut Experten der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab) des Universitätsklinikums Erlangen eine empfehlenswerte Alternative zur Operation: eine medikamentöse Therapie, die das Schlaganfallrisiko signifikant senkt. “Ich halte eine chirurgische Entfernung der Engstelle oder den Einsatz eines Stents bei asymptomatischer Karotisstenose derzeit außerhalb von Studien nicht für gerechtfertigt”, sagt Dr. Dr. Lars Marquardt, Facharzt der Erlanger Neurologie. “Bei optimaler medikamentöser Therapie ist das Risiko für den Patienten, infolge der Verengung einen Schlaganfall zu erleiden, geringer, als das Risiko eines operativen Eingriffs.” An der Neurologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen werden Betroffene mit einer individuell abgestimmten, modernen medikamentösen Therapie behandelt, die ständig angepasst und weiterentwickelt wird. Sie beinhaltet neben Arzneimitteln, die die Bildung von Blutgerinnseln hemmen, insbesondere auch solche, die den Blutdruck und das Cholesterin senken. Dr. Dr. Marquardt veröffentlicht seine und andere aktuelle Studienergebnisse dazu in der aktuellen Ausgabe der medizinischen Fachzeitschrift “Neurology”.

Gemeinsam mit Prof. Dr. Henry J. M. Barnett aus Kanada, einem führenden Schlaganfallforscher und Pionier auf dem Gebiet der Schlaganfallprävention mittels Aspirin, fasst Dr. Dr. Marquardt unter Einbeziehung mehrerer klinischer Studien zusammen, dass das Schlaganfallrisiko bei Patienten mit asymptomatischer Karotisstenose in den vergangenen 20 Jahren dank kontinuierlich optimierter Medikamente so drastisch gesunken ist, dass diese Therapieform der chirurgischen vorzuziehen ist. Aktuell wird die bestmögliche Behandlungsmethode bei symptomloser Verengung der Halsschlagader noch kontrovers diskutiert; vor allem in den USA bevorzugen die meisten Kollegen den operativen Eingriff, doch der Erlanger Facharzt ist sich sicher: „Die exakte Diagnose ist entscheidend. Je genauer und schneller wir die Erkrankung erkennen, desto besser können wir unseren Patienten helfen – und bei Betroffenen mit asymptomatischer Karotisstenose ist die medikamentöse Therapie derzeit die sicherste und beste Entscheidung.“

Mangeldurchblutung des Gehirns

Hauptursache für eine Karotisstenose ist meist eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose): Die Halsschlagader wird durch die Ablagerung von Blutfetten, Thromben, Bindegewebe und Kalk an den Gefäßwänden eingeengt und die Blutversorgung des Gehirns verringert. Betroffen sind vor allem ältere Menschen – häufig lange Zeit unbemerkt, denn die Verengung kann über Jahre symptomlos bleiben (asymptomatische Karotisstenose). Die ersten Beschwerden infolge einer Mangeldurchblutung äußern sich als vorübergehende Durchblutungsstörungen des Gehirns, sogenannte transitorische ischämische Attacken: (Halbseiten-) Lähmungen, Sprach- oder Sehstörungen. Nun bezeichnen Ärzte die Karotisstenose als symptomatisch und es besteht dringender Handlungsbedarf: Denn auch wenn die Beschwerden binnen weniger Minuten wieder verschwinden, handelt es sich um Alarmsignale für einen drohenden Schlaganfall und folglich um einen Notfall.

Mehr Informationen:

Dr. Dr. Lars Marquardt

Tel.: 09131/85-34466

lars.marquardt@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 216/2011 vom 18.8.2011

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