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Jahrzehnte für den Tierschutz

Die Stifterin Hildegard Doerenkamp ist mit 91 Jahren verstorben

Tests an Zell- und Gewebekulturen, schmerzlose Selbstversuche für Studierende, Computersimulationen, Mikrochips, die künstliche Körper darstellen – in Medizin und Biologie haben sich die Methoden zum Erkenntnisgewinn ohne Tierversuche in den vergangenen Jahren sehr verbessert und verfeinert. Trotz alledem kommt die Forschung nicht ganz ohne Tiermodelle aus. Um so wichtiger ist es, unverzichtbare Experimente mit dem bestmöglichen Schutz von Versuchstieren zu kombinieren. Diesem Anliegen widmete Hildegard Doerenkamp, Ehrensenatorin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und Gründerin der Doerenkamp-Zbinden-Stiftung, die letzten Jahrzehnte ihres langen Lebens. Im Februar 2011 verstarb sie im Alter von 91 Jahren.

 

FAU-Ehrensenatorin Hildegard

Doerenkamp

Foto: privat

Dem konstruktiven Tierschutz gab Hildegard Doerenkamp im Jahre 1985 eine finanzielle Basis durch die Stiftung, die ihren Namen und den ihres fachkundigen Ratgebers trägt. Der 1983 verstorbene Toxikologe Prof. Dr. Gerhard Zbinden hatte der Stifterin empfohlen, sich auf zwei oft vernachlässigte Gebiete des Tierschutzes in der experimentellen Wissenschaft zu konzentrieren, die Verringerung sowohl der Zahl als auch der Belastung von Versuchstieren. Darauf ist auch die Doerenkamp-Zbinden-Professur für Innovationen im Tier- und Verbraucherschutz ausgerichtet, in welche die Stifterin persönlich investiert hat. Kay Brune, Professor für Pharmakologie und Toxikologie an der FAU, erhielt damit die Möglichkeit, bis Mitte 2012 neue Wege von „reduction“ und „refinement“ zu erforschen.

Neben „replacement“, dem Ersatz von Tierexperimenten durch andere Verfahren, gehören diese beiden Begriffe zu den „3 R“, die heute die Maßnahmen zum Tierschutz in der Forschung umreißen. „Reduction“ and „refinement“ haben nicht zum Ziel, Tierversuche abzuschaffen, sondern auf das für die menschliche Gesundheit notwendige Maß zu beschränken bzw. durch die Anwendung modernster Technologien den Versuchstieren Leid zu ersparen. Das kann beispielsweise geschehen, indem Schmerzreize unter Anästhesie gemessen werden, so dass die Tiere sie nicht wahrnehmen.

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat durch den Tod von Hildegard Doerenkamp eine uneigennützige Förderin sowohl der genannten Professur als auch zahlreicher unterschiedlicher Forschungsprojekte der FAU verloren.

In den letzten Jahren hat sich Hildegard Doerenkamp, beraten durch Prof. Dr. Franz P. Gruber, dem „dritten R“ zugewendet. Sie tat sich mit der Etablierung von Professuren hervor, die sich ausschließlich mit dem Ersatz von Tierversuchen durch In-Vitro-Methoden und Computersimula­tionen beschäftigen sollten. Diese Arbeit wird, soweit es die Stiftungsmittel zulassen, nach ihrem Tod unter der Leitung von Prof. Gruber fortgesetzt.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Kay Brune

Tel.: 09131/85-22292

brune@pharmakologie.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 71/2011 vom 17.3.2011

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