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Marathon der Lebensfreude

Weltweit erster Lauf mit 40 beteiligten Down-Syndrom-Sportlern

Am kommenden Sonntag, 20. März 2011, gibt die Organisatorin Anita Kinle den Startschuss für die weltweit erste Laufveranstaltung, bei der rund 40 Sportlerinnen und Sportler mit Down-Syndrom ins Rennen gehen. Insgesamt treten über 600 Menschen beim 1. Welt-Down-Syndrom-Tag-Marathon an und machen sich gemeinsam auf den bis zu 90 km langen Weg. Sie wollen zeigen, dass das Down-Syndrom kein Grund ist, Menschen auszugrenzen – nicht einmal beim Ausdauersport. Prof. Dr. Holm Schneider, Leiter der Abteilung für Molekulare Pädiatrie der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Rascher) des Universitätsklinikums Erlangen, der die Sportler des Laufclubs Down-Syndrom Marathonstaffel e. V. seit Jahren medizinisch betreut, betont: „Engagierten Elterngruppen, Medizinern und Einrichtungen der Lebenshilfe ist es zu verdanken, dass Menschen mit Down-Syndrom zunehmend gesellschaftlich integriert werden. Wir ‚Gesunden’ können so manches von ihnen lernen: zum Beispiel sichtbare Lebensfreude!“ Zwischen 9 und 15 Uhr laufen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in diesem Sinne beim 6-Stunden-(Staffel-)Lauf – aber auch beim Marathon, Halbmarathon und mit Fan-Stundentickets – rund um die Grüne Halle in Fürth.

Prof. Schneider, der Sportmediziner und selbst aktiver Judoka sowie Läufer ist, übernimmt zusammen mit der Medizinstudentin Simone Lifka und Helferinnen und Helfern des Bayerischen Roten Kreuzes die medizinische Betreuung der Down-Syndrom-Sportler während des Laufs. Bis vor Kurzem konnte sich die Fachwelt nicht vorstellen, dass Menschen mit Down-Syndrom Ausdauerleistungen erbringen können, da ihre Muskeln als nur schwach entwickelt, das Bindegewebe als zu locker und die Körperproportionen alles andere als ideal galten. „Ich kenne einzelne Mitglieder des Laufclubs 21 seit ihren ersten Lebenstagen in der Erlanger Kinderklinik und bin überzeugt: Das Laufen tut ihnen gut“, erklärt Prof. Schneider. Um das sportmedizinische Wissen zu aktualisieren, sollen am Uni-Klinikum Erlangen in einer Studie die gesundheitlichen Effekte des Ausdauersports bei Jugendlichen mit Down-Syndrom genauer untersucht werden. „Der 1. Marathon zum Welt-Down-Syndrom-Tag ist ein wichtiges Signal der Lebensfreude“, unterstreicht Prof. Schneider. „Denn die vorgeburtliche Diagnose eines Down-Syndroms wird oft als Katastrophe angesehen. Mehr als 90 Prozent der betroffenen Kinder werden abgetrieben. Der Deutsche Bundestag berät demnächst, ob in Deutschland künftig das bewusste Aussortieren von Kindern im frühesten Stadium ihrer Entwicklung erlaubt sein soll. Dagegen laufen wir an!“

Down-Syndrom oder auch Trisomie 21

Wer mit dem Down-Syndrom geboren wird, hat in seinen Körperzellen jeweils ein Chromosom mehr: Das 21. Chromosom ist dreifach statt doppelt vorhanden. Daher kommt der eigentliche Fachbegriff Trisomie 21. Diese nicht veränderbare genetische Besonderheit geht mit typischen körperlichen Merkmalen und nicht selten auch mit Krankheitserscheinungen einher. Vor allem zeichnen sich die Betroffenen aber durch Arglosigkeit, hohes Einfühlungsvermögen und ansteckende Lebensfreude aus. Der 21. März wurde zum Welt-Down-Syndrom-Tag erklärt: Der 21. Tag steht für das 21. Chromosom und der dritte Monat für dessen Verdreifachung.

Laufclub 21

Seit 2007 tritt der Laufclub Down-Syndrom Marathonstaffel e. V. – kurz: Laufclub 21 – für die Integration von Menschen mit Down-Syndrom ein. Durch ihre regelmäßige und fröhliche Teilnahme an Laufveranstaltungen im ganzen Bundesgebiet widerlegen die Sportlerinnnen und Sportler medizinische Annahmen, laufen gegen Vorurteile an und stecken Läufer sowie Zuschauer mit ihrer Lebensfreude an. Das Engagement des Laufclubs 21 geht aber über den Sport hinaus. „Wir sind Träger einer Beratungsstelle, deren Ziel es ist, die Lebensqualität der Menschen mit Down-Syndrom zu verbessern. Wir beraten Betroffene und deren Angehörige. Außerdem stehen wir Frauen und Familien, die mit der Diagnose Down-Syndrom während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt konfrontiert werden, auch in Konfliktsituationen auf Wunsch zur Seite“, erläutert die Vorsitzende Anita Kinle, die für ihr Engagement im vergangenen Jahr den World Down Syndrom Day Award erhalten hat. Mit solchem Einsatz gelingt es, Menschen in Bewegung zu bringen – in körperlicher wie in geistiger Hinsicht.

Ausführliche Informationen:

www.welt-down-syndrom-tag-lauf.de

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Holm Schneider

Tel.: 09131/85-33775

holm.schneider@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 70/2011 vom 16.3.2011

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