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Orient und Okzident im Dialog

Internationale Tagung „Von Mozarabern zu Mozarabismen?“ vom 17.2.-19.2.2011

Unter der Fragestellung „Von Mozarabern zu Mozarabismen?“ will eine Tagung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) die hier verfolgte Neuausrichtung der traditionsreichen Mozaraber-Forschung einer internationalen Fachöffentlichkeit zur Diskussion stellen. Die Konferenz bildet den Abschluss eines interdisziplinären DFG-Forschungsprojekts an der FAU unter Leitung von Prof. Dr. Hartmut Bobzin (Lehrstuhl für Orientalische Philologie), Prof. Dr. Michele C. Ferrari (Lehrstuhl für Lateinische Philologie des Mittelalters), Prof. Dr. Klaus Herbers und Dr. Matthias Maser (beide Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte).

Aus der Handschrift Beatus de Facundus (11. Jh.)

„Der Engel überreicht Johannes den Brief für die

Gemeinde von Pergamon“.

Foto: wikipedia

Gerade angesichts der gegenwärtigen Diskussionen um das Verhältnis zwischen der „Islamischen Welt“ und dem Westen gewinnt die Erforschung der Iberischen Halbinsel im Mittelalter an Aktualität und Brisanz. In Folge der muslimischen Invasion von 711 entstand hier ein Raum vielfältiger Begegnungen von „Orient“ und „Okzident“. Lange Zeit galt allein die Annahme, dass der Kulturaustausch auf der Iberischen Halbinsel hauptsächlich durch klar benennbare Personengruppen wie die als „arabisierte Christen“ oder „Christen unter muslimischer Herrschaft“ definierten „Mozaraber“ vermittelt worden sei. Gegen diese Ausschließlichkeit wenden sich die Forschenden der FAU. Die kulturwissenschaftliche Neuausrichtung der Mozaraber-Forschung in Erlangen zielt vielmehr darauf, die Veränderungen im mittelalterlichen Spanien als gesamtgesellschaftliches Phänomen und als Teil verschiedenster kultureller Identitäten zu verstehen.

Für die Konferenz konnten renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der internationalen Forschung gewonnen werden, die zu Aspekten wie etwa Veränderungen religiöser Vorstellungen, Liturgie- oder Architekturgeschichte Stellung beziehen. Teilnehmen wird u.a. Prof. Dr. Richard Hitchcock (Exeter), der seine langjährigen Mozaraber-Forschungen 2008 in einer Monographie zusammengefasst hat und sich auf der Konferenz mit der mozarabischen Gemeinde von Toledo befassen wird. Und Dr. Cyrille Aillet (Lyon), der 2010 eine umfassende Monographie zu Verhältnis zwischen Christentum, Islamisierung und Arabisierung auf der Iberischen Halbinsel im Mittelalter vorgelegt hat, wird zu arabischen Glossen in lateinischen Handschriften sprechen.

Mediävisten mit Forschungsschwerpunkten außerhalb der Iberischen Halbinsel werden in methodischen Kommentaren die Anschlussfähigkeit des Erlanger Forschungsansatzes diskutieren – etwa Prof. Dr. Michael Borgolte (Berlin), ein Experte für kulturelle Wechselbeziehungen zwischen Christen, Juden und Muslimen im mittelalterlichen Europa und Autor einschlägiger Handbücher zu diesem Thema.

Die Tagung findet im Historischen Saal der Volkshochschule Erlangen statt, sie ist öffentlich und kostenfrei. Die Konferenzsprachen sind Deutsch, Spanisch, Englisch und Französisch.

Im Rahmen einer öffentlichen Abendveranstaltung (17.2. 20.00 Uhr, Erlanger Hugenottenkirche) liest und erläutert der Züricher Romanist Georg Bossong von ihm ins Deutsche übersetze Gedichte aus dem muslimisch beherrschten al-Andalus. Bossong ist unter anderem durch sein Buch „Das Wunder von al-Andalus“ auch einem breiteren Publikum bekannt.

In der Dichtkunst, die im muslimisch beherrschten al-Andalus unter allen Künsten die größte Verehrung genoss, offenbart sich ein Zusammenleben der Kulturen über religiöse Grenzen hinweg. So hat sich Poesie erst auf Arabisch und später auch auf Hebräisch entfaltet. In Spanien gelangte die Sprache der Bibel unter arabischem Einfluss zu neuer, klassischer Blüte. Und auch die ältesten Verse in spanischer Sprache sind in diesem Umfeld entstanden. Das Miteinander der Kulturen hat eine formstrenge Dichtung von höchstem Raffinement hervorgebracht, in der Liebe und Tod, Wein und Freundschaft, das Erlebnis der Natur und die Sehnsucht nach Gott so besungen werden, dass es auch heute noch unmittelbar anzurühren vermag. Die wissenschaftliche Erläuterung und musikalische Untermalung der Gedichte runden den unter dem Titel „Im Paradies der Worte. Dichtkunst in al-Andalus“ stehenden Abend ab.

Um Anmeldung (außer für die Abendveranstaltung) wird gebeten bis zum 11.2. unter mozaraber@gesch.phil.uni-erlangen.de oder per Fax: 09131/85-25891.

Weitere Informationen auf der Kongress-Homepage: www.geschichte.phil.uni-erlangen.de/mozaraber

Weitere Informationen für die Medien:

Dr. Matthias Maser

Tel. 09131/85-25892

matthias.maser@gesch.phil.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 28/2011 vom 7.2.2011

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