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Mit Stammzellen gegen Parkinson

Neue Methode soll Rückschlüsse auf Krankheitsverlauf geben

Wer an Parkinson leidet, will wissen, wie die Krankheit verlaufen und wie gut eine Therapie wirken wird. Denn in manchen Fällen schreitet die Erkrankung schnell voran, in anderen Fällen kann sie – teilweise jedoch nur sehr begrenzt – mit Medikamenten beeinflusst werden. Prof. Dr. Jürgen Winkler, Leiter der Molekular-Neurologischen Abteilung und der Bewegungsambulanz in der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab) des Universitätsklinikums Erlangen, möchte nun mithilfe von Stamm- und Immunzellen für jeden Patienten die optimale Therapie finden. Zusammen mit amerikanischen Kollegen des Salk Institute for Biological Studies sowie der University of California San Diego erforscht er u. a., welche Rolle Entzündungsprozesse spielen. Unterstützt wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit bis zu 500.000 Euro.

Eine entnommene Probe von Zellen eines erkrankten Organs hilft in der Regel, eine Krankheit besser zu verstehen. Bei Parkinsonpatienten, die unter einer Erkrankung des zentralen Nervensystems leiden, kann jedoch nicht ohne Weiteres eine Biopsie vom Gehirn durchgeführt werden – folglich fehlten bisher genaue Erkrankungsmodelle. Hoffnung macht eine neue Methode, die das Forscherteam um Prof. Winkler zusammen mit PD Dr. Beate Winner, Nachwuchsgruppenleiterin am Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung, am hiesigen Uni-Klinikum etabliert hat: Parkinsonpatienten wird ein kleines Stück Hautgewebe entnommen und anschließend im Labor kultiviert. Dann wandeln die Wissenschaftler die Hautzellen mit biotechnischen Methoden in Stammzellen um – im Fall der Parkinsonpatienten beispielsweise in bestimmte Nerven- oder Gliazellen. „Mit der Methode ist es erstmals möglich, Nervenzellen zu untersuchen, die die Erbinformation von Parkinsonpatienten in sich tragen“, erklärt Prof. Winkler. „Wir versuchen nun, Vorsagewerte zu finden, die es erlauben, Rückschlüsse auf den Krankheitsverlauf zu ziehen“, so der Neurologe weiter.

Vor allem Entzündungsprozesse im Gehirn scheinen eine Parkinsonerkrankung mit zu beeinflussen, doch auf welche Weise konnte bisher nicht ausreichend erforscht werden. Prof. Winkler und seine amerikanischen Kollegen untersuchen nun, ob Substanzen, die sich auf den Signalweg des Rezeptors „orphan nuclear receptor 1“ (Nurr1) auswirken, den Verlauf der Erkrankung verändern können. Lässt sich ein Zusammenhang im Modell der gewonnenen Patientenzellen nachweisen, so sollen später in Erlangen präklinische und auch klinische Studien mit geeigneten Medikamenten, die Nurr1-Signalwege verändern, durchgeführt werden.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Jürgen Winkler

Telefon: 09131/85-39323

juergen.winkler@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 328/2011 vom 21.12.2011

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