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Schlaganfälle eiskalt bekämpfen

Neues Therapiekonzept unter Erlanger Federführung

Alle 90 Sekunden stirbt ein Europäer an den Folgen eines Schlaganfalls. Bei der Behandlung zählt jede Minute – und bei Therapien grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Die Neurologische Klinik (Direktor: Prof. Dr. Stefan Schwab) des Universitätsklinikums Erlangen ist Mitbegründerin des europäischen Netzwerks EuroHYP (European Stroke Research Network for Hypothermia) und arbeitet gemeinsam mit Ärzten und Wissenschaftlern aus ganz Europa an der Erforschung und Etablierung neuer Therapiemodelle. Die Erlanger Neurologie ist derzeit federführend an der Verwirklichung einer neuen klinischen Studie beteiligt, deren Konzept Klinikdirektor Prof. Schwab heute im Rahmen eines Workshops in Belgien vorstellt. Das Team unter Erlanger Leitung kann wesentliche Erfolge mit dem Einsatz von Hypothermie verzeichnen: Das Gehirn des Schlaganfallpatienten wird dabei durch Kälteeinwirkung (teilweise) in eine Art Winterschlaf versetzt. Mithilfe dieser Prozedur können die Ärzte möglicherweise in Zukunft die Zahl der Todesfälle sowie der bleibenden körperlichen Beeinträchtigungen nach einem Schlaganfall reduzieren.

Bei einem Ischämischen Schlaganfall wird die Blut- und somit die Sauerstoffversorgung des Gehirns empfindlich gestört. Je länger diese Beeinträchtigung anhält, desto höher ist das Risiko für den Betroffenen, zu sterben oder eine bleibende Behinderung davonzutragen. Hoffnung für die Patienten: Durch die (teilweise) therapeutische Unterkühlung (Hypothermie) des Gehirns wird dessen Sauerstoffverbrauch reduziert und somit Folgeschäden vorgebeugt. An der Neurologischen Klinik in Erlangen besteht seit 2007 die bayernweit größte Schlaganfallstation – Stroke Unit –, in der jährlich über 1.000 Patienten von speziell ausgebildeten Mitarbeitern mithilfe modernster Therapiemethoden behandelt werden.

Gemeinsame europäische Studie

Therapeutische Hypothermie stellt eine klinisch sehr wirksame Therapie nach Herz-Kreislauf-Stillstand (Reanimation) dar. Als einzige Therapieform kann therapeutische Hypothermie das Gehirn vor weiterer Schädigung schützen (Neuroprotektion). Beim Schlaganfall ist dies bisher noch keiner Substanz oder Methode gelungen. Bei Experimenten zeigt sich jedoch, dass Hypothermie effektiver ist als alle anderen Methoden.

Da Hypothermie nicht patentierbar ist, existieren zurzeit noch keine großen klinischen Studien bei Schlaganfallpatienten. Somit ist die Wirksamkeit (noch) nicht bewiesen. Aus diesem Grund wurde das EuroHYP ins Leben gerufen, das sich nun um eine Förderung durch die EU beworben hat. Bei insgesamt 1.500 Schlaganfallpatienten soll in ganz Europa die Kühltherapie untersucht werden. Koordinationszentrum für über 80 Schlaganfallzentren ist hierbei die Erlanger Neurologie.

In einem Schlaganfallworkshop präsentieren heute renommierte Forschergruppen ihre Konzepte für die Zukunft. Prof. Schwab sieht gute Chancen für die Erlanger Studie: „Wir haben die besten Zentren versammelt, um neben der Thrombolyse endlich eine weitere durchschlagende Therapiemöglichkeit für Schlaganfallpatienten zu etablieren.“

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Stefan Schwab

Tel.: 09131 85-34563

stefan.schwab@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 15/2011 vom 24.1.2011

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