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Erfolgreiche Transplantation

Patient feiert 25. Jahrestag seiner Nierentransplantation

Das Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg gratuliert Robert Borg (73) zum 25. Jahrestag seiner Nierentransplantation. “Am 29. Juli feiere ich jedes Jahr meinen zweiten Geburtstag”, sagt Borg. Bei einer Routineuntersuchung im Transplantationszentrum (Krankenhausstraße 12, Erlangen) wird Zentrumsleiter Prof. Dr. Kai-Uwe Eckardt dem Patienten aus der Nähe von Kronach zu diesem besonderen Jubiläum gratulieren. Vertreter der Medien sind am Donnerstag, 29. Juli, 11 Uhr, zu einem Fototermin herzlich eingeladen.

Robert Borg wurde 1937 in Heidelberg geboren und wuchs in Oberfranken auf. 1972 traf ihn das Schicksal doppelt: Seine erste Frau starb bei der Geburt des vierten Kindes und er wurde nierenkrank. Diagnose: familiäre Zystennieren. Zunächst versuchte er durch eine strenge Kartoffel-Ei-Diät die Krankheit aufzuhalten, aber der Verlust der Nierenfunktion schritt voran. Am Nikolaustag 1982 musste Borg dann das erste Mal in Bamberg zur Blutwäsche (Dialyse). Wenige Monate später wurde er am Uni-Klinikum Erlangen zur Nierentransplantation gelistet. Am 29. Juli 1985 war es dann soweit. Prof. Dr. Günter Schott aus der Urologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen transplantierte Robert Borg die Niere eines 25-jährigen Belgiers, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. “Das Organ wurde nicht abgestoßen und arbeitet bis heute tadellos”, sagt Borg. Zur Nachsorge fuhr er regelmäßig mit dem Zug nach Nürnberg, zunächst in die Erler Klinik, dann in die Medizinische Klinik 4 des Klinikums Nürnberg und des Uni-Klinikums Erlangen. Auf der Zugfahrt unterhielt er sich zufällig mit einer Mitreisenden, die ihn für Ziegenmilch begeisterte – mit Folgen: Robert Borg, der aufgrund seiner Erkrankung seinen Beruf als Polsterer nicht mehr ausüben konnte, widmete sich fortan der Ziegenzucht. In den folgenden Jahren erhielt er dafür zahlreiche Preise. Auch heute hat der 73-Jährige noch elf Tiere. Er lebt in Gundelsdorf bei Kronach. Ehrenamtlich ist er in der Wallfahrtskirche “Maria Geburt” in Glosberg als Messner tätig. “Mir geht es gut und ich freue mich jeden Tag, dass ich beschwerdefrei leben kann”, sagt Borg.

Seit mehr als 40 Jahren 2.622 Nieren transplantiert – Wartezeiten haben sich verlängert

Die gute Zusammenarbeit zwischen Urologen und Nephrologen war der Boden für diese und unzählige andere Erfolgsgeschichten: Seit der ersten Erlanger Nierentransplantation 1966 wurden am Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg 2.622 Nieren transplantiert, alleine im vergangenen Jahr waren es 95 Nieren. “Auch wenn diese Zahlen eindrucksvoll sind, so sind sie doch viel zu niedrig”, hält Prof. Dr. Kai-Uwe Eckardt fest, der Direktor der Medizinischen Klinik 4 des Universitätsklinikums Erlangen und des Klinikums Nürnberg sowie Leiter des Transplantationszentrums Erlangen-Nürnberg ist. “Die Zahl der Transplantationen müsste wesentlich höher sein, um den tatsächlichen Bedarf zu decken”, sagt der Nephrologe. Mindestens ein Viertel aller Patienten an der Dialyse würden von einer Transplantation profitieren. In Folge des Mangels an Spenderorganen nehmen die Wartezeiten zu: Musste Robert Borg knapp drei Jahre auf ein Organ warten, so liegt heute die mittlere Wartezeit zwischen fünf und sechs Jahren – teilweise warten die Patienten noch deutlich länger. “Während dieser Wartezeit schreiten Gefäßveränderungen voran und die Chancen für eine lang anhaltende Transplantatfunktion sinken”, sagt Prof. Eckardt. Angesichts dieser langen Wartezeiten an der Dialyse kommt der Lebendspende, die vor 25 Jahren kaum durchgeführt wurde, heute eine zunehmende Bedeutung zu. Etwa jede vierte Niere, die in Erlangen transplantiert wird, stammt mittlerweile von einem lebenden Spender. Dabei können heute sogar Nieren problemlos übertragen werden, wenn Spender und Empfänger verschiedene Blutgruppen haben. Auf diesem Gebiet ist das Erlanger Zentrum in Bayern führend.

Dass ein gespendetes Organ nach 25 Jahren wie bei Robert Borg noch eine hervorragende Funktion hat, ist auch für den Nephrologen etwas Besonderes. Nach fünf Jahren funktionieren zwar noch mehr als 70 Prozent der Organe von Verstorbenen, bei den Lebendspenden 85 Prozent. Nach mehr als 20 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit einer funktionierenden Spenderniere von Verstorbenen allerdings bei unter 30 Prozent. “Ich freue mich mit Herrn Borg über seinen Jahrestag, weil er zeigt, dass eine Nierenspende ein weitgehend normales Leben ermöglichen kann”, sagt Prof. Eckardt.

Weitere Infos: www.medizin4.uk-erlangen.de

Weitere Informationen für die Medien:

Johannes Eissing,

Tel.: 09131/85-36102

presse@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 175/2010 vom 28.7.2010

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