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Klimatrends in fränkischen Weinbaugebieten

Geographie-Student der FAU analysiert Temperaturentwicklung

Welche Auswirkungen die im mexikanischen Cancún derzeit debattierte Erderwärmung „vor der eigenen Haustür“ hat, zeigt eine Bachelor-Arbeit, die am Lehrstuhl für Geographie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) entstanden ist: Zwei Monate lang erforschte Christopher Weindl, Student des Masterstudiengangs Physische Geographie, wie sich die Lufttemperaturen in den vergangenen 60 Jahren in fränkischen Weinbaugebieten veränderten. Sein Resultat: Sollten die Temperaturen weiterhin ansteigen, wird sich der Weinbau auf jeden Fall ändern. Ob sich hieraus jedoch Vor- oder Nachteile entwickeln, ist Geschmackssache.

Riesling oder Müller-Thurgau sind typische Rebsorten, die fränkische Winzer zurzeit anbauen. Andere Sorten wie Merlot oder Sauvignon wachsen eher in südlicheren, wärmeren Gebieten – bislang. Das könnte sich in Zukunft jedoch ändern. „Ich habe Daten von verschiedenen Messstationen in ganz Franken und aus anderen typisch deutschen Weinanbaugebieten, wie zum Beispiel dem badischen Raum, ausgewertet“, erläutert Christopher Weindl seine Bachelor-Arbeit, die er in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau verfasst hat. „Zum einen habe ich die durchschnittlichen Jahrestemperaturen berechnet, zum anderen die Durchschnittstemperaturen der so genannten Vegetationsperiode, die von April bis Oktober dauert, und die der Reifeperiode von August bis Oktober.“ Auf Basis dieser Daten stellte Christopher Weindl fest, dass die Temperaturen im Jahresmittel und während der Vegetationsperiode in den vergangenen Jahrzehnten meistens gestiegen sind, während für die Reifeperiode kein einheitlicher Trend zu erkennen ist. Sorten, die bislang nur schlecht in Franken gedeihen konnten, könnten somit bald auch hier angebaut werden – und das vielleicht in Gebieten, die sich momentan noch gar nicht für den Weinanbau eignen.

Auch für traditionell fränkische Rebsorten habe der Temperaturwandel Folgen, erklärt der Student: „Sollten die Temperaturwerte weiterhin steigen, könnte dies zu einem Abbau des Säure- und zu einer Zunahme des Zuckergehalts in den Trauben führen, was die Weine süßer machen würde.“ Andere Rebsorten, die weniger Wärme für ihr Wachstum benötigen, wie Müller-Thurgau zum Beispiel, wären ebenfalls betroffen. „Infolge von zu starker Hitze steigt die Gefahr von Schädlings- und Krankheitsbefall und führt zu Schäden an Reben sowie Qualitäts- und Ertragseinbußen.“ Generell lasse sich jedoch aus den Temperaturuntersuchungen nicht automatisch ableiten, ob der Frankenwein in Zukunft qualitativ besser oder schlechter wird, betont Christopher Weindl. Hierfür wäre eine komplexere Analyse weiterer Klimaelemente wie z.B. der Niederschläge oder der Sonnenscheindauer nötig. „Auf jeden Fall dürften Liebhaber des fränkischen Weins enttäuscht sein, wenn der Charakter des hiesigen Weines verloren ginge“, vermutet er.

Der Masterstudiengang Physische Geographie

Im Rahmen des Bachelorstudiengangs (BSc) und Masterstudiengangs (MSc) Physische Geographie ist das Themenfeld der Klima- bzw. Klimafolgenforschung stark integriert. Neben den klimatologischen Wissensgrundlagen spielen hierbei die Klimarekonstruktion sowie die Auswertung von Klimadaten und deren räumliche Analyse eine wichtige Rolle. Die Studierenden bearbeiten umfangreiche Klimamessreihen aus eigenen Datenerhebungen sowie frei verfügbare Klimadatensätzen, die unter anderem durch das „National Center for Environmental Prediction (NCEP)“ und das „National Center for Atmospheric Research“ (NCAR) bereitgestellt werden. Anhand dieser können beispielsweise die großräumigen Temperaturveränderungen Europas für die vergangenen Jahrzehnte berechnet werden.

Neben Studien in der Region stehen hierbei als Landschaftsraum, den die Studierenden besonders intensiv untersuchen, die Hochgebirge im Vordergrund.

Weitere Informationen für die Medien:

Dr. Thorsten Peters

Tel.: 09131/85-22635

tpeters@geographie.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 301/2010 vom 9.12.2010

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