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Schicksal, Freiheit und Prognose

Universität weiht Geisteswissenschaftliches Forschungskolleg ein

Ob die Menschen in Ostasien anders als Europäer mit den Wechselfällen des Lebens umgehen, wollen Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg in einem groß angelegten Forschungsprojekt herausfinden. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) richtet die Universität ein Internationales Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung mit dem Titel “Schicksal, Freiheit und Prognose. Bewältigungsstrategien in Ostasien und Europa” ein. Am 23. Juli 2009, 14.00 Uhr wird das Kolleg in der Aula des Erlanger Schlosses offiziell eingeweiht. Zur Feier wird unter anderem der Bayerische Wissenschaftsminister, Dr. Wolfgang Heubisch, erwartet.

Den Zuschlag für das Forschungskolleg hatte die Universität Erlangen-Nürnberg im Rahmen eines Wettbewerbs des BMBF zur Stärkung der Geisteswissenschaften erhalten. Verbunden damit ist eine Förderung mit bis zu zwölf Millionen Euro für zunächst sechs Jahre. Die Säulen des Kollegs sind die Lehrstühle für Sinologie, Inhaber Prof. Dr. Michael Lackner, und für Geschichte des Mittelalters, Prof. Dr. Klaus Herbers. Darüber hinaus wird eine große Zahl von Gastwissenschaftlern vor allem aus Ostasien erwartet, die innerhalb der sechs Jahre für eine gewisse Zeit an der Universität forschen und lehren werden.

Das Forschungsprojekt

In den westlichen Zivilisationen wird mit Begriffen wie “Kontingenz” und “Risiko” eine grundsätzliche Unbestimmbarkeit der Zukunft unterstellt. Auf der anderen Seite schreiben unsere Prognosen, ob in den Wirtschafts-, Sozial- oder Naturwissenschaften, in der Regel beobachtete Trends im Sinne einer mehr oder minder komplexen Berechnung fort. Doch gelten diese Beob­achtungen auch für Chinas Vergangenheit und Gegenwart? Können chinesische Muster des Umgangs mit Schicksal und Prognose dazu beitragen, die westlichen Formen der Vorhersage, die in jüngster Zeit einigermaßen in Verruf geraten sind, zu beeinflussen oder sogar zu bereichern?

Die Hypothese des Kollegs, Vorstellungen zur Prognose als eine Art von Lackmustest für die Einstellung der chinesischen Zivilisation zu Fragen des individuellen und kollektiven Schicksals zu untersuchen, wird durch die Einbeziehung bestimmter Phasen der europäischen Entwicklung überprüft werden: Dazu bietet sich ein Rückgriff auf Epochen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit an, wo Entwicklungslinien in die westliche Moderne sichtbar werden. Das Internationale Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung wird ferner nach weiteren Anknüpfungspunkten, insbesondere im Bereich benachbarter asiatischer Zivilisationen suchen. Mit der ersten Phase des Kollegs, der Erforschung der begrifflichen und philosophischen Hintergründe von “Schicksal” und “Prognose”, soll bereits im kommenden Semester begonnen werden.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Michael Lackner

Tel.: 09131/85-29356

michael.lackner@sino.phil.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 186/2009 vom 17.07.2009

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