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Rausch – Lust – Ekstase

Universitätsringvorlesung des Interdisziplinären Zentrums Ästhetische Bildung

Die Ringvorlesung der Universität Erlangen-Nürnberg im Wintersemester 2009/10 thematisiert den Rausch, die Lust und die Ekstase aus den Blickwinkeln der Natur- und Kulturwissenschaften. Dabei werden vor allem die Künste, die Sprache, die Sexualität und die Drogen im Mittelpunkt stehen. Die Vorlesungen finden dienstags bzw. mittwochs in der Aula des Erlanger Schlosses statt, Beginn ist am 3. November um 19.15 Uhr.

Im Rausch, in der Lust und der Ekstase geht es um die Veränderung von Bewusstseins-, Wahrnehmungs- und Erfahrungsmustern. Sie sind daher genuin sinnliche und ästhetische Zustände. Und sie sind zugleich intendierte Risikoszenarien. Denn im Rausch, in der Lust und der Ekstase gehen Menschen bewusst über Grenzen hinaus und in einen Bereich des Anderen hinein. Diese ästhetischen Erfahrungen markieren Risse und Brüche mit dem Üblichen. Sie intendieren die Erfahrungen einer faszinierenden, aber auch erschreckenden Welt. In diesem Sinne gehen in den Rausch, die Lust und die Ekstase religiöse Momente mit ein, die oftmals durch rituelle Vorkehrungen begleitet werden. In ihnen kommen die Sehnsüchte nach ungelebten Möglichkeiten, einer neuen Zukunft oder einer utopischen Gegenwart zum Ausdruck. Als Risikoerfahrungen sind Rausch, Lust und Ekstase in modernen Risikogesellschaften funktionale, ja rationale Angelegenheiten: Wer kein Risiko eingeht, lebt verkehrt.

Der Rausch ist ein notwendiges Verlangen, dessen Kultivierung durch die Künste, die Medien, den Sport und die Drogen allgegenwärtig erscheint. Der Rausch ist ein ästhetischer Ausfall, ein Ereignis, das den herkömmlichen Gang der Dinge zerbricht, die Sinne verwirrt, die Zeitlichkeiten verheddert und den Menschen aus der Bahn wirft. Die Lust ist ein merkwürdiger emotionaler Zustand: Sie stellt sich bei der Erfüllung eines Wunsches ein, geht aber der Erfahrung der Befriedigung auch schon vorher. Unterschiedlichste Lüste treiben die Menschen an und werden doch gleichzeitig von ihnen zivilisiert. In der Lust wird das menschliche Leben spannend und ent-spannend. Die Ekstase wiederum ist der Zustand eines Außer-sich-Seins in sich selbst, eines Zustandes, in der der Mensch die Fülle des Lebens genießen kann. Die Ekstase verweist auf Verzücken und Entsetzen, auf den Einbruch oder den Einfall des Anderen. In ihr geht es darum, die Grenzen des Humanen nach innen wie nach außen zu überschreiten.

Die Vorlesungen im Einzelnen:

3.11. 2009: Eckhard Roch (Musikwissenschaft): Richard Wagner – Tristan und Isolde

11.11.2009: Eckart Liebau (Pädagogik): Im Rausch des Lebens: Friedrich Nietzsche

18.11. 2009: Konrad Klek (Kirchenmusik): Mit Lust und Liebe singen

25.11. 2009: Kay Brune (Medizin): Absinth: Vom Zufallsbefund zur Muse der Künstler

2.12. 2009: Matthias Warstat (Theaterwissenschaft): Grenzerfahrungen – Wirkungsästhetiken des Theaters

9.12. 2009: Gerd Schmidt (Soziologie): Die Ekstase der Heckflosse

Hans Dickel (Kunstgeschichte): Die Ekstase des Nierentischs

12.1. 2010: Leopold Klepacki/Jörg Zirfas (Pädagogik): Die Zivilisierung der sexuellen Lüste

20.1. 2010: Peter Ackermann (Japanologie): Der Rausch der Sprache

26.1. 2010: Michael von Engelhardt (Soziologie): Suche und Sucht. Kulturen des Rauschs und der Ekstase

Videoaufzeichnungen der Vorlesungen sind unter www.video.uni-erlangen.de und im iTunes U Portal der Uni aufrufbar.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Eckart Liebau

Tel.: 09131/85-22338

eckart.liebau@paed.phil.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 292/2009 vom 30.10.2009

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