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Besserer Schutz für Fledertiere

Erlanger Forscher haben untersucht, wie Windenergieanlagen fledermausfreundlicher werden können

Windenergieanlagen gelten als ökologisch besonders verträglicher Weg, Energie zu gewinnen. Doch gerade im Binnenland können die Anlagen zur tödlichen Gefahr für Fledermäuse werden, wenn die kleinen Säuger mit den Flügeln der Windräder kollidieren. Ökologen, Statis­tiker und Ingenieure aus Deutschland und der Schweiz haben jetzt in einem Verbundprojekt der Universitäten Erlangen-Nürnberg und Hannover erforscht, wie sich das Risiko für Fledermäuse – die bundesweit zu den gefährdeten Tierarten gehören – reduzieren lässt. Das Projekt wurde vom Bundesumweltministerium gefördert.

„Zahlreiche Studien in Nordamerika und Europa zeigen, dass viele Anlagen eine Gefahr für Fledermäuse darstellen können“, erklärt Biologe Dr. Oliver Behr von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), „wobei das Risiko je nach Standort stark variiert. Es existieren sowohl unproblematische Standorte als auch einzelne Anlagen, an denen mehrere Dutzend Tiere pro Jahr getötet werden.“

Für ihre Untersuchung haben die Forscher 66 zufällig ausgewählte Windenergieanlagen in fünf Naturräumen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen und Thüringen näher betrachtet. Zunächst haben die Wissenschaftler ermittelt, wann und wie häufig sich die Fledertiere im Umfeld der Windräder aufhalten. Dazu brachten die Forscher akustische Detektoren im Rotorbereich an, die die Ultraschallrufe vorbeifliegender Fledermäuse aufzeichnen. Außerdem wurde der Bereich um den Fuß des Turmes nach verunglückten Tieren abgesucht. Aus diesen Ergebnissen konnten die Experten nun ableiten, welchen Einfluss z. B. die Turmhöhe von Windrädern auf das Risiko für Fledermäuse hat und ob an bestimmten Standorten – zum Beispiel nahe am Wald – besonders viele der Kleinsäuger verunglücken.

„Die meisten Tiere starben in den Monaten Juli und August – den Monaten, in denen die Fledermäuse an Windenergieanlagen besonders aktiv sind“, berichtet Dr. Oliver Behr. Die Forscherinnen und Forscher konnten außerdem zeigen, dass im ersten Viertel der Nacht besonders viele der kleinen Säuger unterwegs sind. Einen sehr starken Effekt auf die Aktivität der Tiere hat die Windgeschwindigkeit: Je mehr Wind weht, desto weniger Fledermäuse sind unterwegs.

„Unsere Ergebnisse erlauben es, das Konfliktpotenzial zwischen Windenergieanlagen und Fledermausvorkommen differenzierter zu analysieren und vor allem, den weiteren Ausbau der Windenergie mit dem Fledermausschutz zu vereinbaren“, sagt Behr. Wird festgestellt, dass in einem Windpark Fledermäuse gefährdet sind, können künftig Kollisionen durch eine an den Standort angepasste fledermausfreundliche Steuerung der Windräder vermieden werden. Die Anlagen werden dann zu den Zeiten außer Betrieb genommen, wenn besonders viele Fledermäuse umherflattern. Da die Tiere vor allem bei niedrigen Windgeschwindigkeiten unterwegs sind, erfolgen Abschaltungen zu Zeiten, in denen ohnehin wenig Energie erzeugt wird. Auf diese Weise können die Betreiber die Gefahr für die Fledermäusen reduzieren und zugleich den Ertragsverlust so gering wie möglich halten.

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in Buchform veröffentlicht:
Robert Brinkmann, Oliver Behr, Ivo Niermann & Michael Reich (Hrsg.): „Entwicklung von Methoden zur Untersuchung und Reduktion des Kollisionsrisikos von Fledermäusen an Onshore-Windenergieanlagen“, Cuvillier Verlag, Göttingen 2011, ISBN 978-3-86955-753-3, ISSN 2190-7161

Weitere Informationen für die Medien:

Dr. Pascale Anja Dannenberg
Tel.: 09131/85-70210
anja.dannenberg@zuv.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | forschung Nr. 31/2011 vom 8.7.2011

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