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Kunstverstand gefragt

Promotionskolleg entwickelt Grundlagen für neue Lehrpläne

Auf welche Weise können Lehrerinnen und Lehrer die Fähigkeiten und Interessen ihrer Schülerinnen und Schüler in Fächern schärfen, die nicht nur Wissen und Verstehen fordern, sondern vor allem auf Wahrnehmung, Ausdruck, Darstellung und Gestaltung zielen, zum Beispiel in Musik oder in Kunst? Wie sollen und können Lehrerinnen und Lehrer ihren Schülerinnen und Schülern Kompetenzen in künstlerischen Bereichen vermitteln? In einem interdisziplinären Promotionskolleg wollen Doktorandinnen und Doktoranden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sowie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) diese Fragen klären und Kompetenzmodelle für künstlerische Fächer entwickeln. Das Kolleg trägt den Titel „Gestalten und Erkennen – Kompetenzbildung in künstlerischen Fächern und Fachbereichen der Schulen“ und wird von der Hanns-Seidel-Stiftung gefördert. Den Auftakt bildet eine Festveranstaltung am Montag, 4. April 2011, um 18 Uhr, in den Räumen der Hanns-Seidel-Stiftung, Lazerettstraße 33, in München. Dort werden der Öffentlichkeit unter anderem die Stipendiaten des Kollegs vorgestellt.

„Ist jemand kompetent, verstehen wir darunter, dass er Fähigkeiten, Kenntnisse und das Interesse daran hat, die es ihm oder ihr erlauben, spezielle Aufgaben fach- und sachgerecht selbständig zu übernehmen – das gilt auch in den künstlerischen Bereichen“, definiert Prof. Dr. Eckart Liebau, der den Lehrstuhl für Pädagogik II an der FAU innehat und das Promotionskolleg inhaltlich mitgestaltet. „Der Begriff ‚Kompetenz’ hat darüber hinaus aber eine weitere Bedeutung, die in bildungspolitischen und wissenschaftlichen Diskussionen häufig übersehen wird“, betont der Wissenschaftler. „Er bedeutet auch, die Befugnis, die Berechtigung, für etwas zu haben.“ Diese Bedeutung sei unter anderem wichtig für die alltägliche pädagogische Praxis: Der Begriff habe auch eine juristische und soziale Dimension, die zu folgereichen Fragestellungen führe, etwa nach der Bedeutung der künstlerischen Freiheit in Arbeiten von Schülerinnen und Schülern und ihrem Verhältnis zur Benotungspraxis.

Bislang gibt es keine fundierten oder ausformulierten Kompetenzmodelle für künstlerische Fächer und somit nichts, worauf bei der Erstellung neuer Lehrpläne aufgebaut werden könnte. Diese Lücke will das Promotionskolleg schließen. Dazu erforschen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Promovenden/innen ästhetische Erfahrungen und Bildungsprozesse bei Schülerinnen und Schülern, die beim Malen, Musizieren oder Theaterspielen ablaufen. Von ihren Ergebnissen sollen Impulse ausgehen für die Weiterentwicklung von Lehrplänen in den Fächern Kunst, Musik, Theater, Sport und Deutsch.

Die Promovenden/innen der FAU und ihre Betreuer/innen wollen pädagogische und didaktische Grundlagen für kompetenzorientierten Unterricht in den Bereichen Kunst, Musik, Theater, Deutsch und Sport erarbeiten. Neben Prof. Liebau sind an dem Promotionskolleg beteiligt die FAU-Wissenschaftler Prof. Dr. Volker Frederking, Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, Prof. Dr. Susanne Liebmann-Wurmer vom Lehrstuhl für Kunstpädagogik, Prof. Dr. Matthias Lochmann, Lehrstuhl für Sportbiologie und Bewegungsmedizin, Prof. Dr. Wolfgang Pfeiffer, Inhaber einer Professur für Musikpädagogik und Prof. Dr. Matthias Warstat vom Lehrstuhl für Theater- und Medienwissenschaft. Dr. Ernst Wagner vom Lehrstuhl für Pädagogik II übernimmt die Koordination der Arbeiten innerhalb der Erlanger Gruppe und stimmt sie mit den Forschern an der LMU ab.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Eckart Liebau

Tel.: 09131/85-22338

eckart.liebau@paed.phil.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | forschung Nr. 14/2011 vom 1.4.2011

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