Erlanger Know How für Pariser Klinikum


Medizin-Informatiker unterstützen Hôpital Européen Georges Pompidou

Die Informatik-Experten des Uni-Klinikums Erlangen sind jetzt auch in Paris gefragt: Dr. Thomas Ganslandt, Mitarbeiter des Lehrstuhls für Medizinische Informatik der Universität Erlangen-Nürnberg, stellte im Hôpital Européen Georges Pompidou ein im Uni-Klinikum Erlangen entwickeltes System zur grafischen Darstellung der elektronischen Krankenakte vor. Mit Hilfe des so genannten „Pathifiers“ kann sich ein Arzt in kürzester Zeit ein Bild über den Behandlungsweg des Patienten machen. Im EDV-Umfeld des Pariser Krankenhauses wurde das System mit ersten Grundfunktionen bereits eingerichtet. Die Wissenschaftler aus Erlangen und Paris wollen ihre Zusammenarbeit vertiefen: Jetzt besuchte die Direktorin des Hôpital Européen Georges Pompidou das Uni-Klinikum, um weitere Funktionen des Pathifier kennen zu lernen.

Mitarbeiter des Uni-Klinkums mit der Delegation aus

Mitarbeiter des Uni-Klinkums mit der Delegation aus
Paris, v.l.n.r.: Dr. Christel Daniel, Dr. Thierry Dart,
Dr. Thomas Bürkle, Elisabeth de Larochelambert
(Direktorin HEGP), Prof. Hans-Ullrich Prokosch
(Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Informatik),
Reinhold Sojer, Prof. Patrice Degoulet, Isabelle Leclerc,
Dr. Marie-Christine Jaulent, Dr. Stefan Skonetzki,
Dr. Thomas Ganslandt und Jasmina Šuc.
Foto: Pressestelle Universitätsklinikum

„Mit Hilfe des Erlanger Systems können
komplexe Behandlungsverläufe von Patien­ten übersichtlich grafisch dargestellt werden“, beschreibt Dr. Ganslandt das System. Pathifier greift auf die im Rahmen der Routinedokumentation erfassten Daten zurück, so dass für die Visualisierung keine zusätzlichen Eingaben erforderlich sind. Bisher mussten sich die Benutzer elektronischer Patientenakten durch ganze Textwüsten kämpfen. Pathifier ermöglicht es nun, den Zeitablauf einer komplexen Behandlung auf einem Zeitstrahl übersichtlich zusammenzufassen. „So behält man die wichtigsten Informationen immer im Auge“, sagt Dr. Ganslandt. Außerdem könne man nun Daten für die klinische Behandlung erschließen, die bisher nur für isolierte Zwecke, wie z. B. die Abrechnungen genutzt werden konnten.

Optimale Arbeitsabläufe
Der Zeitstrahl zeigt nicht nur Zahlen, sondern veranschaulicht vor allem die Ereignisse in der Pa­tientengeschichte. Pathifier führt die Daten auch mit geographischen Informationen zusammen: „Die Ärzte sehen dann gleich, ob und welche Infektionen auf den Stationen aufgetreten sind und können sofort reagieren“, erklärt Dr. Ganslandt. Auch die Einzugsgebiete des Klinikums können grafisch dargestellt werden, was die Klinikumsleitung bei der strategischen Planung unterstützt. Der Datenschutz wird dabei streng eingehalten: Auf die Informationen der Pa­tientengeschichte können lediglich diejenigen Mitarbeiter des Uni-Klinikums zugreifen, die mit der Behandlung direkt betraut sind. Pathifier ist bereits in die Routinenutzung am Uni-Klinikum überführt worden und wird derzeit im laufenden Betrieb evaluiert, um die Einsatzmöglichkeiten zu optimieren. „Langfristig wollen wir mit dem System klinische Pfade zur qualitätsgesicherten Behandlung von Patienten unterstützen“, erklärt der Erlanger Medizininformatiker Dr. Ganslandt.

Papierlose Dokumentation
Das Uni-Klinikum hat sich zum Ziel gesetzt, die Patientendaten künftig gänzlich papierlos zusammenzuführen und zu verwalten. Am Pariser Krankenhaus ist das bereits Realität: Seit seiner Eröffnung im Jahr 1999 ist das Hôpital Européen Georges Pompidou mit 820 Betten und über 3.300 Mitarbeitern eines der modernsten in Paris und Vorreiter der papierlosen Krankenakte. Die Zusammenarbeit mit der französischen Klinik soll sich nicht nur auf das System Pathifier beschränken. „Wir wollen die Kooperation mit Paris auch auf andere Bereiche ausdehnen, zum Beispiel im Bereich der Erkennung und Vermeidung von Medikamentennebenwirkungen oder der elektronischen Unterstützung klinischer Pfade“, fasst Dr. Ganslandt die Ziele der Kooperation zusammen.

Weitere Informationen für die Medien
Dr. Thomas Ganslandt
Lehrstuhl für Medizinische Informatik
Tel.: 09131/85-26753
thomas.ganslandt@imi.med.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | forschung Nr. 08/2008 vom 29.02.2008

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