Nürnberg vor der Wahl


Soziologen der Universität legen kommunalpolitisches Stimmungsbild vor

Drei Wochen Wahlkampfzeit bleiben den Parteien und OB-Kandidaten, sich selbst und ihre kommunalpolitischen Ziele der Öffentlichkeit näher vorzustellen – dann entscheiden am 2. März die Wähler, wer in Nürnberg Oberbürgermeister wird und wie sich der Stadtrat zusammensetzt. Wissenschaftler und Studierende des Lehrstuhls für Soziologie und Empirische Sozialforschung der Universität Erlangen-Nürnberg haben in einer Telefonumfrage ein kommunalpolitisches Stimmungsbild erstellt. Danach hatte im Januar 2008 das amtierende Stadt­oberhaupt, Dr. Ulrich Maly, bei der Wählerschaft die Nase weit vor dem bisherigen 3. Bürgermeister, Dr. Klemens Gsell, und den anderen OB-Berwerbern. Bei den Parteien hätte im Januar die SPD vor CSU und Bündnis90/Die Grünen die meisten Stimmen bekommen. Auch FDP und die Nürnberger Linke Liste wären im Stadtrat vertreten.

Insgesamt 1.233 zufällig ausgewählte wahlberechtigte Einwohner Nürnbergs haben zwischen 5. und 19. Januar 2008 an der Umfrage der Studierenden zur Beurteilung von Politikern und Parteien teilgenommen. Befragt wurden sie unter anderem zu Wahlabsichten und -prognosen, zu Problemen, die möglichst schnell gelöst werden müssen, und zur Situation älterer Menschen in Nürnberg. „Es handelt sich jedoch nicht um Wahlprognosen“, betont der Leiter der Untersuchung, Dr. Reinhard Wittenberg. „Der Wahlkampf lief im Januar noch auf Sparflamme, Wahlplakate waren nirgends zu sehen. Und wie schnell Stimmungen umschlagen können, haben wir ja jüngst in Hessen erlebt!“

Im Allgemeinen haben die Befragten von den Nürnberger Kommunalpolitikern eine sehr gute Meinung: Mehr als zwei Drittel der Bürger bezeichnen sie als motiviert, sympathisch und bürgernah. Maly erhält für die Arbeit der letzten sechs Jahre die Durchschnittsnote 2,5, Gsell 3,2. Bei den Parteien liegen die Noten zwischen 2,8 (SPD) und 3,6 (B90/Die Grünen), die CSU mit 3,2 genau dazwischen.

Unter den Problemen, die umgehend angepackt werden müssen, nannten die Nürnberger trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs an erster Stelle Arbeitslosigkeit und Lehrstellenmangel, dicht gefolgt von Schul- und Bildungspolitik sowie Armut und Migrantenintegration. Bemerkenswert ist, dass mehr als ein Viertel der Wahlberechtigten bezweifelt, dass irgendeine politische Partei die Kompetenz zur Lösung dieser und anderer städtischer Probleme habe.

Ein Schwerpunkt der Umfrage befasste sich mit dem Leben älterer Menschen in Nürnberg. Mehr als zwei Fünftel der Befragten meinen z. B., dass die Interessen älterer Menschen in Nürnberg zu selten berücksichtigt werden. Drei Viertel schätzen, dass die Situation der Alten in Nürnberg zukünftig nicht besser, sondern schlechter werde. Am meisten fürchteten sich die Befragten vor eigener Altersarmut, gefolgt von Vereinsamung und Gebrechlichkeit.

Weitere Informationen für die Medien:
Dr. Reinhard Wittenberg
Tel.: 0911/5302-699
reinhard.wittenberg@wiso.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | forschung Nr. 05/2008 vom 08.02.2008

Nach oben